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Jonathan Rea: "An meiner Rennfahrerkarriere würde ich nichts ändern"

Friday, 10 July 2015 13:26 GMT

Jonathan Rea im Exklusiv-Interview mit WorldSBK.com

Jonathan Rea (Kawasaki Racing Team) hat die Saison 2015 der eni FIM Superbike Weltmeisterschaft bisher dominiert und liegt mit 133 Punkten Vorsprung auf Teamkollege Tom Sykes auf Rang eins der Tabelle. In den 16 bislang ausgetragenen Rennen hat er elf Mal gewonnen und wurde fünf Mal Zweiter. Bei einem Fitness-Test im Hospital de Barcelona, zu dem er von seinem Team eingeladen wurde, stand er WorldSBK.com Rede und Antwort.

Diese Saison war für dich eine große Wende, wenn man deine Geschichte in der Superbike WM verfolgt hat. Wie fühlst du dich damit?
„Ich nehme jeden Tag, wie er kommt und schaue nicht zurück. Ich habe immer an mein Potenzial geglaubt und wusste, dass ich eines Tages um den Titel werde fahren können. Um ehrlich zu sein: Aus meiner Vergangenheit möchte sich nichts ändern, denn es hat mich zu einem viel besseren und gesamteren Fahrer gemacht. Als ich bei den Winter-Tests erstmals die ZX-10R gefahren bin, habe ich sofort das Level von Motorrad und Leute im Team verstanden. Ich wusste, dass meine Zeit gekommen ist und ich habe mir gedacht: ‚Ich bin bereit, das Motorrad aber auch!’.

„Ich denke nicht darüber nach, was Rennen für Rennen passiert. Ich will mich da nicht treiben lassen und ich genieße einfach den Moment.“

Nach den ersten paar Tests hast du sofort gesagt, dass du mit verschiedenen Setups gleich schnell sein kannst. Ist dir das Motorrad bei der Umgewöhnung entgegengekommen, weil es nicht so sensibel auf kleine Veränderungen reagiert?
„Mein vorheriges Motorrad hat in einem sehr kleinen Fenster funktioniert und nur bei guten Grip-Verhältnissen und im richtigen Temperaturfenster, aber ich glaube, dass wir damit trotzdem einen guten Job gemacht haben. Bei der Kawasaki ist das Funktionsfenster viel größer. Bei den ersten zwei Testtagen wollte Pere Riba nur am Sitz und den Lenkerstummeln arbeiten, damit ich mich wohl fühle. Dann bin ich nach Japan geflogen, um viele verschiedene Sitzpads durchzuprobieren, nur damit ich mich auf dem Motorrad wohl fühle. Einen Sitz habe ich vorher als einfach da gesehen, aber es war wichtig, dass man alle kleinen Komponenten richtig hinbekommt, damit man ultra-schnell ist. Ich denke einfach, dass mir das Motorrad gut passt. Ich hatte keine Beschwerden und die Saison ist bislang extrem gut gelaufen.“

Was ist so besonders an der Ninja ZX-10R? Alle loben dieses Motorrad...
„Das ist eine Kombination einer ganzen Reihe von Dingen. Paolo Marchetti und Danilo Casonato (Reas und Sykes Motoren-Ingenieur und Telemetrie-Mann) können unser Motorrad unabhängig von der restlichen Elektronik abstimmen. Ich glaube, wir haben die beste Elektronik im ganzen Feld. Aus Sicht des Chassis haben wir eines der stabilsten Motorräder, gerade auf der Bremse und in richtig schnellen Kurven. Wir haben auch negative Punkte, hauptsächlich bei Stop-and-Go Kurven, wo man schwerer umlegen kann.“

„Wir arbeiten daran und bisher haben wir nicht viele Motorräder gesehen, die schneller als wir sind, denn auch unsere Motorleistung ist ziemlich stark. Am Ende denke ich, dass wir einfach das beste Paket haben. Trotzdem haben wir ein paar Schwachpunkte, die wir hoffentlich bald verbessern können. Das ist ein Prozess, der niemals aufhört.“

Es hat dieses Jahr nie so ausgesehen, als müsstest du am Maximum pushen. Wie viel schneller kannst du?
„Das ist schwer zu sagen. In Donington waren wir zum Beispiel im Hintertreffen. Ich habe dort das ganze Wochenende nicht das Gefühl gefunden, welches ich gesucht hatte. Während das Motorrad gut war, habe ich mich einfach insgesamt nicht gut gefühlt. Das einzig andere Mal, als ich mich etwas im Hintertreffen gefühlt habe, war in Aragón, als mich Chaz Davies richtig überrascht hat und sich am Anfang des Rennens davonmachen konnte.“

„Ich habe noch immer das Gefühl, dass da noch mehr kommt. In den Rennen fahre ich nicht mit viel Reserve, aber ich denke darüber nach, keine Fehler zu machen: Das bedeutet, dass wenn ich schneller fahren will, muss ich das Limit etwas mehr pushen. Ich habe noch Spielraum. Am Ende ist es eine Weltmeisterschaft und du darfst keinen deiner Konkurrenten unterschätzen, denn das Level ist extrem stark.“

„Ich hoffe, dass wir einfach so weiter machen können, denn für mich fühlt sich das an wie ein Traum.“

Witziger Weise hast du auf keiner der jetzt noch kommenden fünf Strecken schon gewonnen. Willst du daran etwas ändern?
„Ich freue mich auf alle noch anstehenden Rennen. Ich hatte in Magny Cours und Jerez, was noch eine ‚junge Strecke’ in der Superbike WM ist, ein tolles Gefühl. Ich konnte dort 2013 nicht fahren, da ich mir das Bein gebrochen hatte, darum war letztes Jahr mein erstes Mal in Jerez. In Katar hatte ich letztes Jahr vielleicht eines der besten Rennen meiner Karriere, ich hatte richtig Spaß und das Motorrad hat sehr gut funktioniert. Ich glaube, dass wir dieses Jahr, mit der ZX-10R, noch mehr Chancen auf gute Ergebnisse haben – auf den Strecken, auf denen wir jetzt noch fahren. Ich freue mich auch auf Laguna Seca und Sepang, denn das wird der wahre ‚Pferdestärken-Test’ der Saison und ich glaube, dass die Aprilias dort sehr stark sein werden.“

Was denkst du über den nächsten Lauf in Laguna Seca?
„Ich musste 2013 die Rennen aufgrund meiner Verletzung auslassen, letztes Jahr habe ich in der Superpole einen dummen Fehler gemacht und bin gestürzt. Es ist zum Überholen eine schwierige Strecke, aber mit den roten Flaggen konnte ich im zweiten Lauf auf das Podest fahren, das war gut. Jenes Wochenende hatte gezeigt, wie wichtig das Qualifying für die beiden Rennen am Sonntag ist, darum müssen wir das Wochenende methodisch angehen – so wie immer – allerdings mit etwas mehr Betonung auf die Superpole. Wir hätten es in Misano auch besser machen können, aber der Rückstand zu Pole war auch nur 0,2 Sekunden. Wir müssen in Laguna definitiv in die erste Reihe.“